Was für ein Erlebnis!

Nachtrag: "Boy in a White Room" gewinnt den Monika-Bleibtreu-Preis für das beste zeitgenössische Drama 2023! Ich gratuliere dem Theater Überzwerg ganz herzlich zu dieser verdienten Auszeichnung!

 

Gestern durfte ich eines der größten Highlights meiner Schriftstellerkarriere erleben: Anlässlich der Nominierung für den Monika Bleibtreu-Preis wurde das Theaterstück zu meinem Jugendroman „Boy in a White Room“ im Rahmen der Privattheatertage im Hamburger Lichthof-Theater aufgeführt.

 

 

Ich hatte zuvor die Aufführung des Stücks in Saarbrücken leider verpasst. Zur Uraufführung konnte ich wegen eines anderen Termins nicht kommen, später habe ich das Thema aus den Augen verloren, nicht zuletzt aufgrund der rapiden Entwicklung in der KI (kurz nach dem Start des Stücks wurde Cicero gelauncht, dann ChatGPT, dann Bing Chat ...) und meines Projekts beim AI Safety Camp. Als ich dann wieder nachschaute, stand das Stück leider nicht mehr auf dem Spielplan und ich befürchtete schon, es endgültig versäumt zu haben.


Die Nachricht, dass das Ensemble des Saarbrücker Überzwerg-Theaters nach Hamburg kommt, um das Stück noch einmal aufzuführen, hat mich natürlich sehr gefreut, besonders, weil ich es so zusammen mit meiner Frau und unseren drei erwachsenen Söhnen erleben konnte. Allerdings hatte ich nicht erwartet, was für ein unglaubliches Erlebnis das werden würde.

 

Ich bin kein regelmäßiger Theatergänger, habe aber doch schon einige Stücke angesehen, die meisten im renommierten Thalia-Theater. Einige haben mich eher gelangweilt, andere begeistert. Aber keines hat mich so umgehauen wie „Boy in a White Room“. Ich kann immer noch nicht recht glauben, dass das alles wahr ist und nicht bloß eine Computersimulation (oder vielleicht sind wir ja doch in einer?).

 

 

Natürlich bin ich befangen. Aber meine Begeisterung für die Aufführung – die ich mit dem ganzen Publikum teilte, das war deutlich zu spüren und am langanhaltenden Applaus auch zu hören – gründete sich nicht allein auf die Tatsache, dass hier mein Buch verarbeitet worden war. Vielmehr war es die Inszenierung, die aus meiner Geschichte so viel mehr gemacht hat, als ich mit Worten je ausdrücken könnte: Das minimalistische, aber sehr clevere Bühnenbild von Dorota Wünsch mit kunstvollen Videoeffekten von Daniel Weber bildete den perfekten Rahmen. Die schauspielerische (und teilweise auch akrobatische) Leistung insbesondere des Hauptdarstellers Gerrit Bernstein, der Manuels verzweifelte Situation unglaublich intensiv vermittelte, aber auch seiner beiden Kolleg*innen Sabine Merziger und Nicolas Bertholet, die jeweils gleich mehrere Rollen perfekt spielten, war beeindruckend und bewegend. Ganz besonders begeistert hat mich auch, wie es Regisseurin Stephanie Rolser geschafft hat, mein Buch so zu verdichten und umzusetzen, dass es in 90 Bühnenminuten passte, sich dabei dennoch unglaublich eng an die Vorlage hielt und die von mir angestrebte Botschaft perfekt rüberbrachte. Eine echte Meisterleistung, die ich so im vorhinein nicht für möglich gehalten hätte!

 

Wir Autor*innen leben davon, mit unseren Geschichten Menschen zu bewegen. Wenn jemandem mein Buch gefällt, macht mich das stolz und glücklich. Wenn das Buch die Leser*innen zum Nachdenken anregt, umso mehr. Wenn ich aber jemanden dazu inspiriere, selbst kreativ zu werden, den Ball meiner Geschichte quasi aufzunehmen und damit selbst ein Tor zu schießen, ist das das Schönste, was mir passieren kann. Manchmal geschieht das im Kleinen – so wie bei der Schülerin Julie, die ein Spiel, das ich im Buch eher beiläufig erwähnte, akribisch ausgearbeitet, mit eigenen Regeln erweitert und in der Realität liebevoll umgesetzt hat (danke, Julie!). Und manchmal auch im ganz Großen, so wie gestern Abend.

 

Ich werde dieses Highlight nie vergessen und bin unendlich dankbar dafür, dass ich es erleben durfte. Natürlich drücke ich dem Ensemble die Daumen für die Preisverleihung morgen. Aber für mich ist das Team des Theaters Überzwerg schon jetzt der absolute Gewinner.

Kommentar schreiben

Kommentare: 2
  • #1

    Heinrich (Freitag, 14 Juli 2023 14:51)

    Hallo Karl,
    Du gratulierst dem Theater Überzwerg, und ich möchte Dir gratulieren!
    Schließlich hast Du das Buch geschrieben! :)
    Gruß Heinrich

  • #2

    Karl Olsberg (Freitag, 14 Juli 2023 18:15)

    Dankeschön! Ich fühle mich natürlich auch geehrt von dieser tollen Umsetzung.