Die guten Seiten der KI

Gestern hatte ich das große Vergnügen, zusammen mit meinem Sohn Nik im Hamburger Club Logo ein fantastisches Konzert der Münchner Progrock-Band Subsignal zu erleben.  Selten habe ich fünf so talentierte und virtuose Musiker auf der Bühne gesehen, die in den kleinen Club eine unglaubliche musikalische Power brachten. Besonders ein langes, atemberaubendes Solo von Schlagzeuger Dirk Brand hat mich als Hobby-Drummer schlicht umgehauen.

 

Diesen unvergesslichen Abend verdanke ich einer KI, genauer gesagt dem Empfehlungsalgorithmus von Apple Music.

 

Schon seit Jahren höre ich beim Schreiben Progrock. Bands wie Dreamtheater, Steven Wilson und Porcupine Tree, aber auch alte Alben von Genesis, Yes, Pink Floyd und Emerson, Lake & Palmer liefen im Hintergrund, während ich in meinen Geschichten versank. Obwohl diese Musikrichtung für Nichteingeweihte laut, kompliziert, hektisch und manchmal disharmonisch klingt, hilft sie mir, schnell in meinen Schreibrhythmus zu kommen.

 

Nachdem ich vor einigen Monaten einen Familien-Account bei Apple Music einrichtete und iTunes meine bisherigen Lieblingsbands mitteilte, empfahl mir Apples Algorithmus auf Basis der Auswertung seiner riesigen Datenbestände von Nutzervorlieben weitere Bands, von denen ich noch nie etwas gehört hatte, darunter Headspace, *Frost und eben Subsignal. Jedes Mal, wenn ich eine neue Empfehlung anhörte, war ich baff, wie genau der Algorithmus meinen musikalischen Geschmack kannte - und auch, was ich an toller Musik bisher verpasst hatte.

 

Ich beschäftige mich in meinen Büchern oft mit den düsteren Seiten von Maschinen, die uns schon jetzt besser kennen, als wir uns selbst kennen. Diese negativen Aspekte machen mir auch weiterhin Sorgen. Aber darüber darf man nicht vergessen, dass dieselbe Technologie, die totalitären Regimes perfide Überwachungsmechanismen, subtile Meinungsmanipulation und autonome Killerdrohnen ermöglicht, auch den medizinischen Fortschritt beschleunigt, die Zahl der Verkehrsunfälle senken kann und uns manchmal wunderbare Dinge zeigt, die wir sonst nie entdeckt hätten. Deshalb möchte ich mich an dieser Stelle beim Apple Music Empfehlungsalgorithmus für einen großartigen Abend bedanken!

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Kommentare: 5
  • #1

    Heinrich (Donnerstag, 18 Oktober 2018 21:27)

    Hallo Karl,
    ich habe schon ähnliche gute Erfahrungen gemacht. Zum Beispiel bei Bandcamp habe ich 2 oder 3 Alben gekauft, als ich Vorschläge bekam. 9 von 10 passten für mich wunderbar! Nun habe ich dort schon eine riesige Sammlung, auf die ich alleine NIE gekommen wäre.

    Ich mag KIs. Ich werde aber versuchen aufzupassen, dass ich nicht eines Tages mehr KIs kenne, mit denen ich mich gut verstehe als Menschen! ;)

    Gruß Heinrich

  • #2

    Karl Olsberg (Sonntag, 21 Oktober 2018 13:53)

    @Heinrich: Die Gefahr, dass KIs im Durchschnitt einfach "netter" sind als Menschen, besteht durchaus. :)

  • #3

    Heinrich (Sonntag, 28 Oktober 2018 20:57)

    Hallo Karl,
    ich schreibe das mal hier, weil ich beim Green Rabbit Artikel keinen Kommentarlink gefunden habe.
    Ihr beide habt mich mal wieder nachdenklich gemacht.
    Ich habe gerade überlegt, wenn wir in einer Simulation sind, sollte auch Unsterblichkeit möglich sein, oder Wiederauferstehung. Ob Jesus dafür ein "Beweis" ist, bezweifele ich.
    Aber ich bin sehr zuversichtlich, dass eine KI herausfinden kann, was real und was Simulation ist.
    Fragt sich nur, ob die KI es für richtig hält, das den Menschen mitzuteilen.
    Die Menschen sind einfach nicht dafür "gemacht" mit bestimmen Informationen und Erkenntnissen sinnvoll umzugehen. ;)
    Gruß Heinrich

  • #4

    Karl Olsberg (Montag, 29 Oktober 2018 14:29)

    @Heinrich: Sorry, da es kein "richtiger" Blogbeitrag ist sondern nur ein Eintrag auf der Homepage, gibt es keine Kommentarmöglichkeit direkt am Artikel. Aber hier geht es natürlich auch!

    Ich halte das Konzept der Unsterblichkeit für Humbug. Absolute Unsterblichkeit kann es natürlich nicht geben, das Universum selbst existiert ja auch nicht ewig. Man kann das Leben höchstens über jedes sinnvolle Maß hinaus verlängern, wie es die Transhumanisten gern hätten. Aber wenn ein Leben unbegrenzt wäre, dann wäre das wie ein Kinofilm, der niemals endet, oder eine dieser typischen Politikerreden nach der Wahl - irgendwann nervt es nur noch. Wenn in der Natur etwas nicht stirbt, dann nennt man das Krebs oder Wucherung. Der Tod macht das Leben aus meiner Sicht erst sinnvoll, so wie das Ende eines Buchs ein wesentlicher Teil des gesamten Leseerlebnisses ist.

    Im Übrigen glaube ich, dass die Zeit nicht vergeht. Dass die Vergangenheit "nicht mehr da" und die Zukunft "noch nicht da" ist, ist nur eine Illusion, siehe "Das KALA-Experiment". Daher ist auch unsere - evolutionstechnisch sinnvolle und notwendige - Angst vor dem Sterben im Grunde das Resultat eines Irrtums. Ich glaube, KIs werden das viel schneller begreifen als wir.

  • #5

    Heinrich (Montag, 29 Oktober 2018 16:18)

    Hallo Karl,
    danke für Deine Ausführungen.
    Wenn die Simulation den Faktor Zeit nicht hat, kann man also auch nicht anhalten, zurück- oder vorspulen.
    Verstehe ;)