Sowas kann man sich nicht ausdenken

Als Autor hat man vor allem ein Problem: Die Leser sind skeptisch. Wenn der Protagonist etwas tut, das ihnen unlogisch erscheint (vielleicht, weil sie selbst in seiner Situation anders gehandelt hätten), dann steigen sie aus der Geschichte aus. Andererseits sind sie bereit, zumindest vorübergehend an Drachen und Zauberer zu glauben, solange die sich artgerecht und plausibel verhalten. "Abandonment of disbelief" lautet der englische Fachbegriff dafür, die deutsche Übersetzung "Aufgabe des Unglaubens" klingt leider ziemlich holprig. Die Leser dazu zu bringen, diesen Unglaubern aufzugeben, ist nicht immer leicht.

 

Das gilt natürlich erst recht für unwahrscheinliche Ereignisse. Wenn ich zum Beispiel einen Roman über ein Fußballteam schreiben würde, das als Favorit in die WM startet, im ersten Spiel gegen einen mittelmäßigen Gegner verliert, durch einen groben Patzer gegen einen anderen mittelmäßigen Gegner in Rückstand gerät, dann eine Viertelstunde vor Schluss auch noch einen der wichtigsten Spieler verliert und schließlich in Unterzahl doch noch gewinnt, weil derselbe Spieler, der zuvor gepatzt hat, 15 Sekunden(!) vor Ende der Nachspielzeit einen Freistoß unhaltbar im rechten oberen Eck versenkt, würden alle sagen: so ein Unsinn! Total unglaubwürdig! Billiger Kitsch!

 

Also, liebe Fußballfreunde: Ab jetzt glaubt ihr mir alles, was ich schreibe, okay?

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Kommentare: 1
  • #1

    Felix (Sonntag, 24 Juni 2018 15:23)

    Ich bin zwar kein Fußballfreund, oder zumindest nicht gerade interessiert in Fußball, aber Gestern habe ich das Spiel ausnahmsweise gesehen. Und ich habe es keines Wegs bereut. Ich kann mir gar nicht ausrechnen wie unglaublich gering die Wahrscheinlichkeit dafür war in den letzten Sekunden ein Tor zu schießen aber da sieht man mal wieder: das Leben und das Universum halten immer irgendwelche unerwarteten/unglaublichen Überaschungen bereit. Naja um auf auf ihren letzten Satzt zurück zu kommen: ich werde dieser Bitte gerne nachkommen.