Karl Olsberg jetzt auch Duty Free

"Storytelling" ist nicht mehr nur die Domäne der Schriftsteller, Drehbuchautoren und Theaterregisseure. Seit einigen Jahren prägt dieser Begriff auch das moderne Marketing: Werbung will nicht einfach nur Produkte anpreisen, sondern Geschichten erzählen. Denn Geschichten merkt man sich besser, sie sind emotional, interessant und wirksam.


Dieses Prinzip macht sich auch Gebr. Heinemann zunutze, ein Hamburger Unternehmen, das man zu den "hidden Champions" der deutschen Wirtschaft zählen darf. Obwohl die Firma zu den Weltmarktführern im Duty Free-Handel zählt und nicht nur in Deutschland und Europa, sondern auch in Asien und sogar Australien erfolgreich ist, kennen viele den Namen noch nicht. Dabei haben die meisten, die schon mal eine Flugreise gemacht haben, bereits in einem Duty Free-Shop eingekauft - und das war höchstwahrscheinlich ein Heinemann-Shop. Inzwischen bietet die Firma auch einen Lieferservice an, bei dem jeder, der ein Flugticket hat, bestellen kann - und zwar zu oftmals wirklich günstigen Preisen, die übrigens immer gleich sind, egal wohin man fliegt.


Was hat das mit mir zu tun? Ich habe bereits in verschiedenen Projekten als Berater für Gebr. Heinemann gearbeitet und das Unternehmen, seine Mitarbeiter und seine offene und freundliche Kultur sehr schätzen gelernt. Deshalb habe ich gern zugestimmt, als man mich gebeten hat, einige Kurzgeschichten zu schreiben, die Heinemann-Kunden in Form von E-Books bei jedem Kauf als kleines Dankeschön kostenlos erhalten. Diese "Airport Storys", humorvolle und/oder nachdenkliche Geschichten rund um Abenteuer und Begegnungen am Flughafen, unterscheiden sich erheblich von meinen Thrillern und Jugendbüchern. Gerade deshalb macht es mir besonderen Spaß, sie zu schreiben. Die erste Geschichte mit dem Titel "Das Smartphone" ist bereits erschienen, weitere werden folgen.


Ist solch schnöde Werbung nicht unter dem Niveau eines "richtigen" Schriftstellers? Absolut nicht. Erstens sind die Geschichten selbst keine Werbegeschichten, auch wenn ein Duty Free-Shop darin vorkommt. Zweitens finde ich an Werbung per se nichts Verwerfliches, vor allem dann nicht, wenn sie unterhaltsam ist. Drittens bin ich seit frühester Kindheit ein großer Fan der "Lurchi, der Salamander"-Hefte aus den Sechzigerjahren, für mich immer noch ein unübertroffenes Beispiel von gut gemachtem Storytelling. Und viertens hat eines meiner größten Vorbilder, Erich Kästner, eine Zeitlang als Werbetexter gearbeitet. Wenn er sich nicht zu fein dafür war, bin ich es ganz sicher auch nicht.


Falls jemand Heinemann-Kunde ist und eine der Geschichten gelesen hat, würde ich mich über Feedback freuen.

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Kommentare: 2
  • #1

    Marko W. (Mittwoch, 11 November 2015 09:31)

    Guten Tag. Die angesprochenen Kurzgeschichten/ Werbetexte habe ich noch nicht gelesen, dafür aber am Wochenende "Die 8. Offenbarung" gehört (1,5h fehlen noch). Es ist sehr selten, dass ich ein Hörbuch fast an einem Stück höre, bei Ihrem war das aber der Fall. Selten hat mich ein Werk so derart gefesselt. Ich kann noch nicht genau sagen, was die Faszination auslöst: die Verquickung zweier zunächst unabhängiger Stories, das Spielen mit Verschlüsselung, Zeitreisen und menschlichen Abgründen oder die hohe Aktualität des Themas. Was auch immer es war - es wird noch eine Weile nachwirken. Ich freue mich schon, wenn ich Zeit für Ihr nächstes Werk habe.
    Zum Thema "Werbung/ Niveau" möchte ich nur anmerken, dass es in meinen Augen a) vollkommen legitim ist und b) in diesem speziellen Fall alle beteiligten Anspruchsgruppen einen Vorteil haben. Keiner leidet oder wird zu etwas gezwungen (wie bei nerviger Internetwerbung). Ferner: Jedes Unternehmen macht Werbung, warum also nicht auch ein selbstständiger Unternehmer/ Autor?

  • #2

    Karl Olsberg (Mittwoch, 11 November 2015 12:50)

    @Marko: Vielen Dank für das Kompliment! Und ja, ich glaube auch, dass eine Geschichte als "Dankeschön" eine bessere Form der Werbung ist als Einblendungen im Internet. :)