Das Buch lebt!

Heute endet die Frankfurter Buchmesse. Ich war diesmal volle drei Tage vor Ort, um über bestehende und neue Projekte zu reden - sowohl als Autor als auch als Start-up-Gründer (dazu demnächst mehr).

 

Wenn man durch die Hallen läuft, hat sich auf den ersten Blick wenig getan, obwohl diesmal ein "neues Messekonzept" greifen sollte (das im Wesentlichen eine Umsortierung der Hallenflächen beinhaltete). Immer noch dominiert das gedruckte Wort die zahllosen Stände, wie hier den der Süddeutschen Zeitung. Stände von Start-ups und digitalen Dienstleistern waren eher in der Minderheit, der digitale Riese Amazon hatte lediglich einen kleinen Stand für Selfpublisher irgendwo hinten rechts in Halle 3.0.

 

Sieht man jedoch genauer hin, fällt eine gewisse Diskrepanz auf zwischen dem, was auf der Messe zur Schau gestellt wird, und dem, was die Menschen dort tatsächlich tun. Buchleser sah man kaum, dafür hatte so ziemlich jeder ein Smartphone dabei. Nicht selten tippten Leute auf den Ständen darauf herum, statt sich für die aufwändig gestalteten Displays zu interessieren, wie der Herr mit Brille im Vordergrund des Fotos. Dazu passt, dass nach Untersuchungen des Branchenverbands Bitkom gut zehn Millionen Menschen auf Smartphones E-Books lesen, während gerade mal drei Millionen einen "traditionellen" E-Book-Reader wie den Kindle oder Tolino besitzen.

 

Dass sich das Lesen immer mehr in digitale Medien verlagert, haben natürlich auch die Büchermacher verstanden. Praktisch jeder Verlag bietet heute sein Neuheitenprogramm als E-Books an. Und selbst gedruckte Bücher wollen heute vor allem digital vermarktet werden. Gedruckte Verlagsvorschauen für den Buchhandel werden zum Beispiel zunehmend durch elektronische Kataloge ersetzt. Und auch das Endkundenmarketing ist oft digital. Der Kameramann auf dem Foto ist einer meiner Söhne, der bei einer Firma arbeitet, die unter anderem Buchtrailer für Youtube produziert, und hier eine Autorin bei der Buchvorstellung filmt.

 

Naht das Ende des gedruckten Buchs? Sieht man es in Frankfurt nur deshalb nicht kommen, weil E-Books sich so schlecht auf großen Standwänden ausstellen lassen? Oder ist das Schlimmste für die Branche schon überstanden, wie Medienberichte über "stagnierende E-Book-Umsätze" andeuten?

 

Ich glaube, keins von beidem. Zwar sind viele Zahlen, die momentan durch die Branche geistern, irreführend. Denn der E-Book-Anteil am Umsatz wächst nur bei den Verlagen nicht. Selfpublishing boomt dagegen und erreicht immer mehr Menschen. Vor allem nimmt die Bereitschaft der Leser, für E-Books kaum weniger als für ein gedrucktes Buch zu zahlen, vor allem in den USA, aber auch hierzulande ab. Für Entwarnung ist es also noch viel zu früh - die digitale Disruption fängt gerade erst an.

 

Doch ein Ende des gedruckten Buchs sehe ich auch nicht kommen. Im Gegenteil: Wenn wir es richtig machen, dann können sich digitales und gedrucktes Lesen perfekt ergänzen. Mir als Autor ist vor allem wichtig, dass meine Geschichten die Menschen erreichen. Je mehr Mittel und Wege es dafür gibt, umso besser. Dass auf die Branche noch weitere große Umwälzungen zukommen, ist kaum zu bezweifeln. Doch das "Buch" als umfrangreicher, zusammenhängender Text, in welcher Form und in welchem Medium auch immer, wird dadurch hoffentlich nur noch vielfältiger werden.

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