Der Autorenprotest nimmt zu - auch in Deutschland

Nachdem der offene Brief vieler Autoren an Amazon-Chef Jeff Bezos, den auch ich unterzeichnet habe, inzwischen in der New York Times veröffentlicht wurde und ein weltweites Medienecho ausgelöst hat, hat sich auch hierzulande eine Autorenallianz formiert, die bereits von über 700 Autoren unterstüzt wird, darunter Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek sowie alle wesentlichen Autorenverbände. Das freut mich natürlich sehr, und ich unterstütze diese Aktion ebenso von Herzen wie die Initiative von Douglas Preston.

 

Allerdings möchte ich auch ein wenig einer Lagerbildung entgegenwirken, die sich hier in der Hitze des Gefechts abzeichnet und die durch polemische Gegenkommentare gefördert wird. Hier geht es nicht um "etablierte Autoren gegen Selfpublisher" (ich bin beides). Nein, auch wenn es einige gern anders darstellen wollen:

  • Autoren, die das aktuelle Geschäftsgebaren von Amazon kritisieren, sind NICHT gegen Fortschritt oder Veränderungen in der Buchbranche und erst recht nicht gegen E-Books.
  • Wir treten auch NICHT für hohe E-Book-Preise ein, im Gegensatz zu dem, was Amazon nahelegt.
  • Uns geht es keinesfalls darum, unsere Pfründe zu sichern (unter den 909 Autoren, die dem Aufruf Douglas Prestons gefolgt sind, befinden sich zwar viele von Bestsellerlisten bekannte Namen, aber auch jede Menge Autoren wie mich, die keinesfalls vom Schreiben allein leben können - das gilt erst recht für die deutschen Unterstützer).
  • Uns geht es ebenso wenig darum, Amazon pauschal zu verteufeln. Wir sind uns bewusst, dass die Firma viel für die Entwicklung von E-Books, für Selfpublishing, für die Verfügbarkeit von so genannten Backlist-Titeln und damit für die Lesekultur getan hat.

Wir nehmen uns lediglich das Recht heraus, eine in unseren Augen unfaire Geschäftspraktik zu kritisieren und auch offenzulegen, denn viele Kunden haben noch gar nicht begriffen, dass die Buchvorschläge, die sie von Amazon bekommen, nicht nur von ihren eigenen Vorlieben getrieben sind, und dass lange Lieferzeiten für bestimmte Bücher absichtlich von Amazon erzeugt werden.

 

Ich persönlich hoffe sehr, dass Amazon aus diesem PR-Desaster lernt und begreift, dass man sich als Marktführer nicht wie ein aggressives Start up aufführen kann. Ich wünsche mir ein gesundes, innovatives Unternehmen Amazon, das sich seiner Verantwortung bewusst ist und mit Augenmaß agiert. Dass man auch mal aneckt, wenn man Strukturen verändert, ist verständlich und in Ordnung. Aber man sollte es sich vielleicht nicht gleich mit allen Marktpartnern verscherzen. Wie ich bereits geschrieben habe, ist Vertrauen nur schwer aufzubauen, aber leicht zu zerstören. Bitte, liebes Amazon-Management, hört auf, mit der Axt auf den Baum einzuschlagen, auf dem ihr gerade herumklettert.

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